Zarter Aufstieg (1934)

(Öl auf Leinwand; 80,4 x 80,7 cm)


Bildbeschreibung

Wie der Name des Bildes schon erahnen lässt, werden die Linien und Figuren weiter oben auf dem Bild immer zahlreicher. Es erscheint wie eine Art Baum, an dessen Ästen verschiedenste abstrakte Figuren hängen. Einige davon erinnern erneut an die biomorphen Formen, wie zum Beispiel die untersten drei Gebilde (sozusagen am ersten Ast). Zudem sind einige wurmähnliche Formen erkennbar. Das Bild ist generell voller Linien, Kreise, Punkte, Rechtecken und Halbmonden. Entgegen seiner (einstigen) Theorie ist hier eher eine Verdichtung nach oben hin sichtbar, nicht gegen unten. Auch aus der konstruktiven Farbenlehre des Bauhauses hat sich Kandinsky in diesem späten Werk nicht mehr viel gemacht.

Interpretation

Kandinsky lebte zu dieser Zeit wieder in Paris. Die letzte Wandlung seiner Bildsprache vollzog sich in einem kleinen Appartement, dessen Wohnzimmer als Atelier eingerichtet war. Von einem ruhig ausklingenden Alterswerk, das den vergangenen Ruhm Revue passieren lässt, kann dabei keine Rede sein. Der auffälligste Wandel betrifft die Farbigkeit dieser späten Bilder. Aus farbigem Wolkendunst steigt ein singendes und klingendes Farbenspiel in differenziertesten Nuancen auf. Die konstruktive Farbenlehre aus den Grund- und Mischfarben scheint am Bauhaus zurückgelassen worden zu sein. Kandinsky verwendet nun im künstlerischen Bereich bisher noch nie gesehene Farbzusammenstellungen, die aber meist von kostbar-filigraner Wirkung sind, in ihrer Buntheit aber auch an slawische Volkskunst erinnern. Die Farben sind dünn, zuweilen transparent aufgetragen, so dass sich zusätzlich optische Mischungen mit anderen Farben oder dem Grund ergeben. Ein neues technisches Mittel ist der Sand, der den Farben zugemischt wird oder als körniger Grund der Farbe hinterfängt.

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