So verlor die Sowjetunion den Wettlauf zum Mond

Es schien, als würden ab 1960 die Sowjets das Tempo in der Raumfahrt diktieren. Doch die Erstleistungen wurden von zahlreichen Fehlschlägen begleitet. Am 20. April 1961 schrieb Kennedy eine Notiz an seinen Vizepräsidenten, die eine Lawine auslösen sollte:

"Entsprechend unseren Absprachen möchte ich Sie als Vorsitzenden des National Aeronautics and Space Council bitten, einen Gesamtüberblick über unsere Raumfahrtsituation erstellen zu lassen.

  1. Haben wir eine Chance, die Sowjets zu schlagen, indem wir ein Labor im Weltraum errichten oder durch einen Flug um den Mond oder durch eine Rakete zur Landung auf dem Mond, die einen Menschen hin- und zurückbringt?

  2. Existiert irgendein Weltraumprogramm, das dramatische Resultate verspricht, mit dem wir gewinnen könnten?

  3. Was würde es zusätzlich kosten

  4. Arbeiten wir an bestehenden Programmen 24 Stunden am Tag? Wenn nicht, warum nicht? Wenn nicht, machen Sie mir bitte Vorschläge, wie die Arbeit beschleunigt werden kann.

  5. Sollten wir beim Bau grosser Raketen den Schwerpunkt auf nukleare, chemische oder flüssige Treibstoffe oder ein Kombination aus allen dreien legen? Werden maximale Anstrengungen unternommen? Erzielen wir die notwendigen Resultate?

Ich habe Jim Webb, Dr. Wiesner, Verteidigungsminister McNamara und andere verantwortliche Regierungsmitglieder gebeten, uneingeschränkt mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Ich möchte gern zum frühestmöglichen Zeitpunkt Ihren Bericht bekommen. Gez. John F. Kennedy"

 

Zum Thema "Weltraum" führte Kennedy in seiner berühmten Rede unter anderem aus:

"Jetzt ist es an der Zeit, längere Schritte zu machen; Zeit für ein grosses, neues amerikanisches Unternehmen; Zeit für diese Nation, eine eindeutig führende Rolle im Weltraum einzunehmen, der in vieler Hinsicht auch der Schlüssel für unsere Zukunft auf der Erde ist... Ich glaube, diese Nation sollte sich dem Ziel verschreiben, noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond zu landen und sicher zur Erde zurückzubringen. Kein Raumfahrtprojekt dieser Periode wird eindrucksvoller für die Menschheit oder wichtiger für die längerfristige Erkundung des Weltraums sein, und keines wird schwerer oder mit mehr finanziellem Aufwand auszuführen sein."

 Die Sowjets führten eine Reihe weiterer Testflüge unter den Namen Zond 1 - Zond 6 durch. In den USA liefen die Testflüge unter dem bekannten Apollo-Projekt.

 

Dem Höhepunkt entgegen

Wer erntet den Ruhm?

Der 9. Januar 1969 sah Lyndon Johnsons letzte Amtshandlung im Zusammenhang mit dem Weltraumprogramm, in der er die Apollo-8-Astronauten auszeichnete. Sein grösster Wunsch, bei der Mondlandung noch an der Spitze der Nation zu stehen, ging nicht in Erfüllung. Auch die anderen Apollo-"Architekten", John F. Kennedy und James Webb, konnten den Ruhm nicht mehr ernten. Das sollte dem neuen Mann im Weissen Haus vorbehalten bleiben, der in seiner Grundeinstellung kaum sonderlich am Weltraum interessiert war: dem Republikaner Richard Nixon. Von einer echten Begeisterung für das Apollo-Projekt konnte keine Rede sein. Das galt auch für alle anderen Programme, die auf Kennedy zurückgingen.

Nixon wusste durchaus um die Bedeutung der Raumfahrt im politischen Kontext. Als Realpolitiker sah er aber, dass um 1969 die Stimmung im Lande andere Prioritäten forderte als neue, milliardenträchtige Grossprojekte jenseits der Atmosphäre. Doch zunächst hiess es, den Aufwind von Apollo zu nutzen. Nixon versprach, dass seine Administration schnellstens ein "koordiniertes Weltraumprogramm für die Zukunft" vorlegen werde. Am 13. Februar 1969 setzte er eine Space Task Group ein, eine hochkarätige Expertengruppe unter Vorsitz seines Stellvertreters Spiro T. Agnew. Das Gremium diskutierte optimistisch kühnste Pläne bis hin zu einer Landung auf dem Mars. Allerdings musste der dazumalige NASA-Chef Paine sehr schnell bemerken, wie es von nun an um den Rang seiner Behörde bestellt war. Der Präsident war nicht mehr sein direkter Gesprächspartner, sondern meist nur noch mittlere Chargen im Weissen Haus.

 

"Der Adler ist gelandet"

UdSSR aus dem Rennen?

Mittlerweile waren auch Apollo 9 und 10 gestartet. Auch wenn diese beiden nicht nur positiv waren, war man doch optimistisch. Denn mit Apollo 11 sollte der Mann mit den eisernen Nerven, Neil Armstrong, das LEM (die Landefähre) zur sicheren Landung führen.

Am 21. Februar 1969 hatte es den ersten Startversuch der grossen N-1 gegeben, der aber durch ein Feuer in der ersten Stufe nach 70 Sekunden gescheitert war. Als es feststand, dass die Amerikaner frühestens in der letzten Juliwoche zu einer bemannten Landung aufbrechen würden, versuchten die Sowjets dieses Ereignis mit einem abenteuerlichen Plan wenigstens zu realisieren. Zunächst sollte die N-1 unbemannt, mit einem Zond-Raumschiff und dem Funktionsmodell einer Mondfähre an Bord, starten. Parallel dazu wurde der Flug eines neuartigen Mondlanders mit der Proton-Rakete vorbereitet, der mit einem Robotsystem eine Gesteinsprobe entnehmen und zur Erde zurückführen sollte. Hektisch wurde in Baikonur rund um die Uhr gearbeitet. Am Abend des 3. Juli 1969 war es dann soweit: Start frei für die N-1. Doch schon nach zehn Sekunden Aufstieg, bei dem bereits brennende Teile von der ersten Stufe fielen, schalteten in nur 200 m Höhe alle Triebwerke ab. Die vollbetankte Rakete fiel auf die Rampe zurück und explodierte. Aufnahmen des amerikanischen Aufklärungssatelliten dokumentierten eindrucksvoll die massiven Zerstörungen des Startkomplexes. Zerstört waren damit auch alle Hoffnungen Moskaus, in den nächsten Jahren bemannt auf dem Mond agieren zu können.

Nun konnte nur noch die automatische Rückführung von Mondgestein, bevor es US-Astronauten in die Hand nahmen, der sowjetischen Raumfahrt ein Glanzlicht aufsetzen. Die letzte Chance hiess Luna 15, gestartet am 13. Juli 1969, drei Tage vor dem Aufbruch von Apollo 11. Die extrem restriktive Nachrichtenpolitik der UdSSR heizte Spekulationen an: Sollte die Sonde aus dem Orbit das Apollo-Geschehen beobachten oder gar stören? Experten schätzten allerdings die Aufgabenstellung von Luna 15 richtig ein.

 

Das epochale Grossereignis - APOLLO 11

Am 16. Juli 1969 brach Apollo 11 mit Armstrong, Aldrin und Collins zu ihrer historischen Mission auf. Einen Tag später schwenkte Luna 15 in einen niedrigen Mondorbit ein, die dann am 18. Juli mit einem Korrekturmanöver noch weiter abgesenkt wurde. Westliche Beobachter erwarteten eine unmittelbar bevorstehende weiche Landung.

Am 19. Juli ging Apollo 11 planmässig in die Umlaufbahn. Moskaus Sonde näherte sich nun nach einem weiteren Manöver bei jedem Umlauf der Mondoberfläche bis auf 85 km. Am darauffolgenden Tag spitzte sich das Geschehen zu. Armstrong und Aldrin stiegen in die Mondfähre Eagle um. Im Umlauf 29 wurde das Triebwerk von Luna 15 auf der Rückseite des Erdtrabanten gezündet und die Bahn erneut abgesenkt. Ihr tiefster Punkt lag jetzt bei nur 16 km Höhe, etwa über jener Region im Mare Tranquillitatis, in der der "Adler" um 21.17:42 Uhr MEZ landete. Am Morgen des 21. Juli 1969, um 3.56 Uhr, setzte Neil Armstrong seinen Fuss auf die Oberfläche des Erdtrabanten. Dann einer der berühmtesten Sätze: "That's one small step for a man; one giant leap for mankind." Etwas salopp übersetzt: Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit.

Harter Aufschlag für Luna 15

Etwa 600 Millionen Zuschauer rund um den Erdball verfolgten für 2 1/2 Stunden Armstrongs und Aldrins Aktivitäten auf dem uns nächsten Himmelskörper. Noch war die Qualität der TV-Übertragung bescheiden, doch in der UdSSR hätte man etwas darum gegeben, Zeuge dieses epochalen Ereignisses sein zu dürfen. Luna 15 war in den Hintergrund geraten. Die Sonde hatte noch etwas an Bahnhöhe verloren, so dass sie möglicherweise einige Umläufe später mit den Gipfeln von Mondgebirgen kollidiert wäre. Im englischen Radio-Observatorium von Jodrell Bank beobachtete man, wie am 21. Juli, um 16.46 Uhr MEZ, im 52. Umlauf das Triebwerk von Luna 15 gezündet wurde. Vier Minuten später verstummten die Signale. Die Sonde war mit 480 km/h hart aufgeschlagen.

 

Grosser Vorsprung für die USA

Armstrong und Aldrin bereiteten sich um diese Zeit für den Rückstart aus dem Mare Tranquillitatis und die Koppelung mit dem Mutterschiff Columbia vor, in dem Michael Collins einsam seine Bahn um den Mond zog. Die NASA hatte innerhalb von 8 Jahren das von Präsident Kennedy anvisiere Ziel unter Mobilisierung der ganzen Nation erreicht und der Welt den grossen technologischen Vorsprung der USA gerade in der Raumfahrt demonstriert, der für den objektiven Betrachter aber schon länger zu erkennen war. Wie aber auch kleinkariertes Denken hier eine Rolle spielte, wird an der Haltung Nixons deutlich, der sich gerne mit Heroen umgab, aber durchsetzte, dass die Wasserbergung der Apollo-11-Kapsel nicht durch die USS John F. Kennedy, sondern durch die USS Hornet zu erfolgen habe, wo er die Astronauten empfangen werde.

An dieser Stelle ist Apollo 11, zweifellos ein Meilenstein der Menschheitsgeschichte, nur gestreift worden. Das Ereignis wurde bereits um 1970 vielfältig beschrieben, so zum Beispiel von den drei Astronauten selbst in "Wir waren die Ersten" und ganz brillant von Norman Mailer in "Auf dem Mond ein Feuer". Es gibt wohl unzählige Fachbücher und literarische Werke, in welchen der gesamte Ablauf exakt und detailliert beschrieben wird. 

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